Die Innovation am Stillen Ort
auf der Bettelwurf Hütte

Bericht von Erich Kaschka 

Wer diese Sommersaison auf der Bettelwurf Hütte, nach einem wohlverdienten Bier oder der obligatorischen Knödelsuppe auf der Terrasse, den drang zum „Stillen Ort“ nachgeht um jenes wieder durch das „Donnerrohr“  Richtung Halltal zu schicken, wird eine interessante Entdeckung machen. Das für die Terrassengäste neu errichtete Klo ist irgendwie anders.

Ein eigenes „Klo-Buch“ liegt auf, man wird, durch Hinweisschilder aufgefordert beim Pinkeln zu sitzen, und die Toilettenmuschel ist zweigeteilt, mit  separaten Bereichen. Der vordere Bereich sieht nach einem verkappten Pissoir aus, der hintere Bereich sieht vertrauensvoller aus, nach Plumps- Klo, Donnerbalken oder fast wie eine richtige Klomuschel.

Eine Kreuzung aus Pissoir und Plumps-Klo also?

Gar nicht so gefehlt mit diesem Eindruck, denn diese beiden Funktionen will der Erfinder der so genannten „Separationstoilette“ vereinen, bzw. bewusst trennen. Am Ort der Entstehung sollen die beiden völlig verschiedenen Ausscheidungskomponenten (Urin und Fäkalien), voneinander getrennt werden und auch einer getrennten weiteren Behandlung zugeführt werden.

Und es funktioniert auch! Wer es nicht glaubt überzeuge sich selbst. Alles fällt dorthin wo es hin gehört! Auch Skeptiker bezüglich weiblicher Anatomie seien beruhigt, auch beim anderen Bauplan geht bei richtiger Benutzung nichts daneben. Das „ergonomische“ Styling  des Klo ist nahezu perfekt, vorausgesetzt allerdings ... man setzt sich drauf.

Und das ist der Kernpunkt wieso diese einzelne Toilette noch unter „Pilotversuch „ läuft, bevor die gesamte Hütte auf das System umgestellt werden soll.

Dass es bei richtiger Anwendung generell funktioniert braucht nicht bewiesen werden. Diese Art von Toilette gibt es schon seit  den 60 er Jahren in dieser Form in Skandinavien und von der prinzipiellen Konzeption seit über hundert Jahren im Vietnam oder im Jemen. Sogar auf der Britannia Hütte in der Schweiz ist dieses System im Einsatz!

Aber ist so etwas auch auf einem öffentlichem Klo auf einer OEAV Hütte machbar? Grundvoraussetzung für den problemlosen Betrieb ist nämlich die sitzende Benutzung und das strikte Fernhalten jeglicher Flüssigkeit vom „hinteren Bereich“.

Die Fragestellung für den Pilotversuch ist also vornehmlich, wie wirken sich die „auf der Klo Brille Steher“, die „sich von der Klo Brille grausenden“, die „Zielpinkler“ und alle anderen atypischen Toilettenbenutzer auf den Betrieb einer öffentlichen Separationstoilette aus.

Ja und vor allem welchen Mann bringt man dazu im Sitzen zu pinkeln? Manche Familienvorständin soll an ähnlicher Zielsetzung (zwecks Sauberkeit im/am Klo) schon kläglich gescheitert sein.

Wozu also ein so sensibles „Hightech Gerät“ von Schweden auf die Bettelwurf Hütte transportieren wo doch die Benutzung mehr Schwierigkeiten bereiten könnte als man meinen möchte?

„Teilstrombehandlung von Abwässern“ heißt das hochgesteckte Ziel.

Bei der Suche nach einer Lösung für die Abwasserproblematik auf der Bettelwurf Hütte hat man sich vorerst für dieses Konzept entschieden, welches einer herkömmlichen Lösung (vollbiologische Kläranlage mit nachfolgender UV-Entkeimung) kostenmäßig weit überlegen wäre.

Und diese „Teilstrombehandlung“ beginnt am effektivsten direkt bei der „Quelle“, wo die konzentrierteste und problematischste (weil Quelle der pathogenen Keime) Fraktion ohne viel Aufwand aus dem System ausgeschleust werden kann. Somit hat man auf „einen Sitz“ eine Kläranlage mit 50% Reinigungsanlage und 100% Keimreduktion.

Mit der Separationstoilette alleine ist es natürlich noch nicht getan. Die Fäkalien (man rechnet übrigens je nach Kultur zwischen 0,4 und 1,2 l/Einwohner und Tag) werden in einem dichten 60 l Transportbehälter gesammelt, trocknen dort mit Unterstützung eines Ventilators, und werden dann regelmäßig mit der Seilbahn ins Tal befördert.

Das Trocknen ist sehr wichtig da durch den sinkenden Wassergehalt sich die Milieubedingungen für Keime derart verschlechtern, dass sie absterben. Auch die Geruchsentwicklung wird durch die „Dehydration“ unterbunden und schlussendlich nimmt auch das Transportgewicht ab. Voraussetzung für das Trocknen ist aber das „Sitzpinkeln“!

Folgende  Kernüberlegungen führten zur Wahl dieses Systems:

Somit scheidet ein herkömmliches „Schwemmkanal–System“ aus, da dort genau das Gegenteil passiert:

Die Separationstoilette soll also dazu beitragen die wirklichen Problemstoffe direkt, ohne Umweg über Kläranlage und Klärschlamm, in konzentrierter Form auszuschleusen und die Entstehung großer Mengen verkeimten Abwassers von vornherein zu vermeiden.

In Tabelle 1 ist der mengenmäßige Anteil und die besondere Charakteristik aller Abwasserteilströme eines Haushaltes dargestellt. Die Zahlen sind nicht ganz ident mit der Charakteristik von Hüttenabwässern, die Abweichungen betreffen aber nur die Mengen der Grauwässer, kaum aber die darin enthaltenen Schmutzstoffe.

Tabelle

Wie aus Tabelle 1 ersichtlich wird, kann durch Eliminierung der „Schwarzwässer“ bereits 47% der Schmutzfracht und bis zu 100% der pathogenen  Keimbelastung ausgeschleust werden. Und genau diesen Zweck soll die Separationstoilette erfüllen, die Ausschleusung der „Schwarzwässer“ und die getrennte Erfassung der „Gelbwässer“.

Die „Gelbwässer“ enthalten hauptsächlich Nährstoffe und sollen auf der Bettelwurf Hütte vor Ort versickert werden. Ein Teil der Inhaltsstoffe wird durch Pflanzen aufgenommen, ein Teil in der Bodenbiozönose mineralisiert.

Die Grauwässer werden über einen Fett- und Seifenabscheider geleitet und mittels einem einfachen mechanischen Reinigungssystem (Filtersack) ebenfalls für die Versickerung vorbehandelt.

Bei der Versickerung der „Grauwässer“ und der „Gelbwässer“ kann davon ausgegangen werden dass der mikrobiologische Abbau organischer Restbelastung und Nährstoffbelastung im Verlauf des Sickerweges erfolgt. Durch die jahrelange Versickerung an der selben Stelle (das bisherige Konzept der Abwasserreinigung auf der Betelwurf Hütte war ein Rohr ins Freie !!!) hat sich die Zusammensetzung der Organismengesellschaften bereits verändert und diese neu gebildeten Organismengruppen besitzen die Fähigkeit, vermehrt Nährstoffe zu metabolisieren und zu binden. Somit wird bewusst die Reinigungsleistung des „Bioreaktors Boden“ genützt.

Worin unterscheidet sich diese so genannte Separationstoilette oder auch „Dehydrationstoilette“ von der Komposttoilette?

Bei der Komposttoilette wird eine Kompostierung der Fäkalien angestrebt, bei der „Dehydrationstoilette“ nur die Austrocknung der Faeces. Die Kompostierung ist ein Prozess der nur in einem bestimmter Temperaturbereich funktioniert, der einen bestimmten Wassergehalt der Feststoffe verlangt (weshalb in Komposttoiletten auch immer Feststoffe mit Urin vermischt werden) und bei dem vor allem auch das Nährstoffverhältnis passen muss. Letzteres erreicht man nur durch  Zugabe von Substrat wie Holzspäne, Traubentrester, Stroh, etc... Kompostierung ist also ein relativ komplexer Prozess der nur unter bestimmten Randbedingungen erfolgreich abläuft.

Die Dehydrationstoilette oder die Separationstoilette braucht nur eine einzige „Randbedingung“:

Draufsetzen, zielen oder gleich das Pissoir benutzen!

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24.04.2005